[gelöst] Chargenpflichtige Artikel umstellen

14. Oktober 2009 19:39

Hallo!

Ich bin ziemlich neu bei Navision (arbeite erst seit Jänner 2009 damit) und mein bisheriger Ansprechpartner in NAV-Fragen hat leider die Firma gewechselt. Kleinigkeiten, wie Berichtsanpassungen oder Themen, die rein im WaWi-Bereich liegen, krieg' ich bis dato gut hin, jetzt hab' ich aber ein Thema, da komm' ich einfach nicht weiter und meine "netten" Kollegas nehmen sich leider keine Zeit für mich, um mir das so zu erklären, dass ich es verstehe.
Darum wende ich mich an Euch und hoffe, hierin nette und hilfsbereite Kollegen zu finden. Meinen Dank schicke ich schon im Voraus in diese Forumswelt *DANKE*

Zum Thema:
Ein Kunde hat ca. 338 chargenpflichtige Artikel und aufgrund einer Umstellung in der Auftragsverwaltung werden diese Artikel nicht mehr als chargenpflichtig benötigt (Verwaltungsaufwand zu hoch). Nun ist mir bekannt, dass man diese Artikel nur umstellen kann, wenn kein Lagerbestand mehr vorhanden ist (am Besten Abbuchen übers Inventurbuchblatt). Mir wurde auch schon gesagt, dass man vor der Abbuchung bzw. vor der nachfolgenden Zubuchung (nach Änderung der Chargenpflicht) eine sogenannte Lagerregulierung machen muss. Dafür gibt es 2 Funktionen im NAV: "Lagerreg. buchen" und "Lagerreg. fakt. Einstandspreise".
Ich habe mir nun in meinem Testsystem einen Artikel angelegt, der chargenpflichtig ist und einige Bestellungen mit unterschiedlichen EK-Preisen fakturiert (und geliefert). Lagerabgangsmethode ist "Standard" (so ist das auch beim Kunden eingestellt).
Dann habe ich "Lagerreg. buchen" und "Lagerreg. fakt. Einstandspreise" durchgeführt und habe zwar gesehen, dass die Kontrollkästchen [Einstandspreis ist reguliert] und [Einstandspreis ist auf Sachkonto] gesetzt werden, in den Feldern [Einstandpreis (fest)] und [Einstandspreis] ändert sich aber nichts.
Frage 1: Warum?

Dann habe ich mir gedacht, ich teste das auf der Testdatenbank des Kunden und da wird's erst recht lustig, weil, wenn ich dort "Lagerreg. buchen" mit Häkchen bei [Buchen] verwende, kommt die Fehlermeldung, dass kein Direktes Kostenkonto und kein Lagerkorrekturkonto (oder so ähnlich) vorhanden ist. Habe mir die Buchungsmatrix des Kunden angesehen (ACHTUNG: ich bin keine Finanzbuchhalterin und betreue dies im NAV auch nicht) und - eh klar - es fehlen in den diversen Feldern alle Einträge. Ich weiß aber nicht, welche Konten zu verwenden sind. In der CRONUS-DB werden die Konten 5020 oder 5010 (20% und 10%) für diverse Matrizen verwendet (Unterschiede natürliche für EU, DL, INL, ....).
Frage 2: Muss ich Konten hinterlegen?

Frage 3: Warum muss ich eigentlich eine Lagerregulierung ausführen?
Frage 4: Muss die Lagerregulierung verbucht (Kontenbelastung) werden?
Frage 5: Was ist der Unterschied zwischen "Lagerreg. buchen" (außer der Sachkontenbelastung) und "Lagerreg. fakt. Einstandspreise"?

Gibt's hier jemanden, der sich im Detail so gut auskennt und mir das so erklären kann, dass ich das verstehe.
Ich hoffe auch, dass es sich aufgrund der Komplexität des Themas (ich nehme an, dass es komplex ist) in diesem Forum behandeln lässt.

Danke für die Infos!
Alexandra

P.S.: Aja, wenn notwendig: Mein Kunde verwendet NAV 4.02.
Zuletzt geändert von CheckOut am 15. Oktober 2009 11:45, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Chargenpflichtige Artikel umstellen

15. Oktober 2009 00:29

Herzlich Willkommen im Forum!

zu 1 : Lagerabgangsmethode Standard bedeutet, dass der (je nach Anspruch präzise kalkulierte/grob geschätze/"mundgebissene" ) Einstandspreis fest ist. Deswegen wird auf der Karte nichts geändert. Bei allen anderen Lagerabgangsmethoden wäre das der Fall. Diese verwenden die Werte aus Bewegungsdaten ( i.d.R. Einkäufen) zur Bewertung und errechnen daraus einen gewichteten Durchschnitt als Einstandspreis für die Artikelkarte. Bei Standard wird dagegen der feste (also ein Stammdatenwert) verglichen mit den tatsächlichen aktuellen Bezugspreisen (d.h. den Transaktions-Einstandspreisen). Dafür werden dann die Abweichungen ermittelt und dafür zusätzliche Wertposten erzeugt. Wenn man die Beträge dieser Wertposten in die Fibu bucht, gibt es dafür das Einkaufsabweichungskonto (Varianz), der Werteverbrauch durch den Einstandspreis wird auf das Verbrauchskonto gebucht. Standard ist eigentlich deshalb nur für selbst produzierte Artikel gedacht (dort werden je nach Abweichungsart bei Bedarf getrennte Konten angesprochen), sonst aber i.d.R. nicht genau genug. Der aktuelle Begriff in der Kostenrechnung für dieses Verfahren heißt Plankosten (Begriff "Standardkosten" ist veraltet), alle anderen Lagerabgangsmethoden bilden die warentransaktionsbezogenen Istkosten ab.

zu 2. Ja , wenn die Lagerwertveränderungen in die Fibu automatisch gebucht werden sollen. Das muss man nicht unbedingt, wenn die Zahlen dort nicht heiß und innig erwartet werden und/oder der Wirtschaftsprüfer es nicht verlangt. Die klassische Methode (ohne EDV und Datenbank) wäre einmal im Jahr die Bestandsveränderung durch eine Inventur zu ermitteln und dann die als eine große Summe buchen. "Lagerregulierung buchen" bedeutet, dass nicht nur eine große Summe einmal im Jahr gebucht wird, sondern ggf. jede einzelne Bestandsveränderung für jede Artikelbewegung einzeln zu buchen. Optional geht es beim "Lagerregulierung buchen" aber auch auch grob und platzsparender, indem "pro Buchungsgruppe", je nach Anzahl der Lagerorte und Buchungsgruppen wird es ggf. aufgeteilt oder bei lediglich einer Kombination auch nur wieder eine große Summe. Vorzuziehen ist aber das "pro Posten", weil es Kontrollen erheblich erleichtert. Erst ab Version 5 ist auch mit "pro Buchungsgruppe" die Anzeige aller beteiligten Wertposten möglich, wenn Lagersachkontenbewegungen analysiert werden. Hinweise zur Bedeutung der Konten in der Buchungsmatrix sind hier.

zu 4. Siehe 2. Spätestens einmal im Jahresabschluss. Meist ist einmal im Monat das Minimum, man kann aber auch immer sofort buchen ( "Automatische Lagerbuchung" in der Lagereinrichtung, die dann ist immer eine Einzelabbildung einer Artikelbewegung, analog zu "pro Posten" beim Report)

zu 3 und 5.
Zum Thema Lagerregulierung, Lagerbewertung, Lagerbuchung, Einstandspreis,Wertefluss, Neubewertung, Lagerabgangsmethode etc. gibt es hier im Forum etliche Beiträge, nicht zuletzt weil das so komplex ist. Einfach danach suchen.
Nur eine kleine Auswahl:
viewtopic.php?f=19&t=13772
viewtopic.php?f=7&t=5382
viewtopic.php?t=5062
viewtopic.php?f=36&t=6095
viewtopic.php?f=48&t=4912
viewtopic.php?f=8&t=2703

Dann habe ich "Lagerreg. buchen" und "Lagerreg. fakt. Einstandspreise" durchgeführt

Immer erst regulieren (damit die Wertposten aktualisiert werden), dann ggf. die aktuellen Werte buchen. Ab Version 4 SP1 kann auch automatisch reguliert werden (ebenfalls einstellbar in der Lagereinrichtung).