[gelöst] Dokumentation Lagerbewertung

11. April 2008 15:47

Folgende Problematik:
Artikel weisst eine Minusbestand auf. Wird nun über ein Artikelbuchblatt diese Menge als Zugang gebucht, zieht Navision als Stückpreis den neuesten EK, nicht den Durchschnitts-EK (der bei FIFO zur Bewertung gezogen wird), was zu einem Minus-Restwert im Lagerwert führt.
Fällt natürlich nur auf, wenn der Bestand = 0 ist, aber im Lagerwert noch ein Minuswert steht.
Es kann nicht sein, wenn Bestand = 0, hier ein Wert steht.
Problem tritt natürlich nur auf wenn der EK neuester niedriger als der EK-durchschnittl. ist.
Gibt es irgendwo eine Dokumentation, wie Navision den Lagerwert berechnet?
Hilfesystem etc. habe ich schon alles durch. Auch Schulungsunterlagen beschreiben es korrekt, aber Navision rechnet offensichtlich falsch bei manuellen Lagerbuchungen.
Unser Wirtschaftsprüfer besteht auf eine solche Dokumentation.
Ist jemand hier im Forum dieser Fehler bekannt?
Gibt es ein Hotfix?
Ach ja, ehe ich es vergesse: Lagerregulierung in der Lagereinrichtung steht auf automatisch.
Zuletzt geändert von dreimal_m am 21. April 2008 21:23, insgesamt 1-mal geändert.

13. April 2008 23:20

Wenn der Bestand 0 ist , der Wert aber nicht, dann kann entweder nicht alles reguliert sein oder es liegen Fehler in den Posten vor. Auch wenn die Regulierung auf "Automatisch" steht, muss der Lagerregulierungsreport regelmäßig laufen. Zum Buchungszeitpunkt lassen sich nicht immer die endgültigen Werte von den positiven Wertposten auf die negativen zuweisen.

NAV berechnet seit Version 3.x den Lagerwert und daraus den durchschnittlichen Einstandspreis nach der einfachen Formel , die sich auch in jedem Lehrbuch findet :

Aktueller Lagerwert = Anfangslagerwert + Lagerzugang zu Einstandspreisen - Lagerabgang zu Wareneinsatzpreisen

Der Anfangslagerwert ist bei NAV immer Null, denn es werden ALLE Wertposten seit Inbetriebnahme des Systems herangezogen. Bei Version 2.x war das noch anders, da wurden nur die noch offenen Posten (damals waren es noch die Artikelposten) für die Einstandspreisberechnung berücksichtigt. Mit der neuen Methode ist es aber erstmals möglich, historische Einstandspreise durch Setzen eines Datumsfilters für jeden beliebigen Tag in der Vergangenheit ermitteln. Es bedeutet aber auch, dass jeglicher Buchungsmüll (auch aufgrund von Programmfehlern), egal wie alt, in die Berechnung mit einfliesst.

Abgebildet werden die relevanten Werte in den Feldern "Einstandsbetrag (tatsächlich)" (das ist der fakturierte Preis) und "Einstandsbetrag (erwartet)" (das ist der Preis zum Lieferzeitpunkt). Wenn fakturiert wird, wird der erwartete durch einen gleichen Betrag mit umgekehrten Vorzeichen auf Null saldiert und gleichzeitig der Fakturapreis im Wertposten gespeichert.

Der durchschnittliche Einstandspreis, der bei Zugängen verwendet wird (und auf der Artikelkarte oder Lagerhaltungshaltungskarte angezeigt wird), saldiert alle Lagerwerte der Wertposten und teilt diese durch den aktuellen Bestand.

Bei der Lagerhaltungsdatenkarte werden dann ggf. nur Posten eines Lagerortes oder einer Variante berücksichtigt. Wenn diese Lagerhaltungsdatenkarte erstellt wurde, werden diese Werte verwendet. Wenn die Läger und/oder Varianten unterschiedliche Einkaufspreise haben, ist dieses unbedingt erforderlich, da sich dann natürlich auch der durchschnittliche Einstandspreis unterscheidet. Sonst werden alle Posten "in einen Topf geworfen" und der Durchschnitt über alle Posten ermittelt.

Wenn der errechnete durchschnittliche Einstandspreis negativ ist (das ist dann der Fall, wenn Warenverkäufe mit einem vorläufigen Wareneinsatz gebucht werden, ohne dass der Wareneingang gebucht wurde oder dieser mit Nullwert gebucht wurde) dann wird statt dessen für die Anzeige auf der Artikel-/Lagerhaltungsdatenkarte der Wert Null verwendet. Das muss auch so sein, denn ohne positiven Buchbestand gibt es keine Basis für eine Berechnung.

Das englische White Paper zur Lagerbewertung (Version 5) kann man hier runterladen, hier die deutsche Dokumentation.
Zuletzt geändert von Kowa am 9. Mai 2008 17:49, insgesamt 1-mal geändert.

14. April 2008 09:07

Guten Morgen Kai,
vielen Dank für die Information. Es lag bei uns wirklich daran, dass einige Lagerregulierungen nicht durchgeführt wurden.
Gruß, Martin

14. April 2008 10:10

Wie sieht es denn damit aus, dass Vorräte am Abschlusstichtag so zu bilanzieren sind, dass die durch die Inventur verifizierte Menge mit dem (unter Anwendung zulässiger Verbrauchfolgeverfahren und erfolgtem Niederstwerttest) zutreffend ermittelten Preis mulitpliziert werden kann?

Gibt es Unterlagen darüber, wie in den ermittelten Lagerwert manuell eingegriffen werden kann?
Grüße, Martin

14. April 2008 12:20

Eingreifen in den Lagerwert kann man jederzeit über das Neubewertungsbuchungsblatt. Hier kann entweder der aktuelle Bestand (Funktion /Lagerwert berechnen) oder ggf. auch der historische (Direkteingabe des Artikelpostens bei "Ausgleich mit Lfd. Nr.") neu bewertet werden. Da dabei dann aber die Abverkäufe neu reguliert werden, ändern sich dann auch die Deckungsbeiträge rückwirkend.

Alternativ kann man natürlich bei Inventuren auch das ganze Lager ausbuchen und die Inventurmenge mit einem Bewertungspreis einbuchen. Damit hat man dann aber das FIFO-Verfahren unterlaufen bzw. einen neuen Startpunkt dafür gesetzt. Außerdem sind die eventuellen Bestandsdifferenzen so nicht mehr direkt ersichtlich.