Lagerabgangsmethode

12. Juni 2008 10:12

Hallo zusammen,

wir nutzen die Lagerabgangsmethode FIFO, jedoch kann ich die Funktion in Navision nicht nachvollziehen: Sobald neue Einkaufspreise gültig sind (Startdatum) werden diese in die Verkauf-Wertposten übernommen ohne Rücksicht auf bestehende Vorräte zu anderen Preisen und auch, obwohl zu dem neuen Einkaufspreis noch garnicht eingekauft wurde.

Kann uns hier jemand helfen?

Danke

Re: Lagerabgangsmethode

13. Juni 2008 12:53

Kann keiner helfen?

13. Juni 2008 14:18

Das ist definitiv kein Standardverhalten. Das klingt nach einer recht außergewöhnlichen Individualprogrammierung ( Bewertung des Lagers nach letztem EK.)

Hier ist ein Beitrag mit Link zur Doku Lagerbewertung lt. NAV Standard.

24. Juni 2008 15:23

Hallo Kowa,

unsere Softwareschmiede geht auf diesen Punkt leider nicht ein, auch meinen Verweis auf das Whitepaper wurde ignoriert.
Ich bin wirklich hilflos, wir haben ein Navision System, das falsche Statistiken ausgibt.

:-(

24. Juni 2008 23:54

Wer auch immer dieses Verfahren aktiviert hat, kann es auch wieder deaktivieren. Ein Änderung des Einkaufspreises hat normalerweise keinerlei Auswirkung auf den Lagerwert.

Eine Bewertung nach letztem EK-Preis war in Prä-Datenbank-Zeiten nichts ungewöhnliches. Das wurde allerdings eher bei der Inventur angewandt. Anhand der gezählten Ware und der letzten EKs wurde der Gesamtlagerwert ermittelt. Dieses war im Vergleich zum letzten Inventurwert dann die Basis für die Bestandsveränderungen, die dann einmal im Jahr auf die Lagerkonten in die Bilanz einflossen. Damals war es bei einem großem Artikelstamm schlicht viel zu aufwendig, anders zu bewerten.

Heutzutage mit der Abbildung jeder einzelnen Artikelbewegung und damit auch einer Veränderung der Lagersachkonten bei jeder Buchung (wenn die automatische Lagerbuchung aktiviert ist), und eines jederzeit tagesaktuellen verfügbaren Wareneinsatzes ist dieses Verfahren eigentlich anachronistisch, schon ab 2009 vermutlich auch nicht mehr zulässig (§256 HGB-E). Über kurz oder lang wird man sich ohnehin von diesem Verfahren verabschieden müssen.

Bei der Installation des Systems wird eigentlich immer besprochen, welche Lagerabgangsmethode verwendet werden soll, da sich das nach den ersten Buchungen nicht mehr ohne großen Aufwand (alle Artikel ausbuchen, Abgangsmethode umstellen, dann alles wieder einbuchen) ändern läßt. So, wie hier vereinbart, sollte das System auch arbeiten, ohne wenn und aber, da Unstimmigkeiten in diesem Bereich ein gefundenes Fressen für jeden Wirtschaftsprüfer sind (in schweren Fällen dann ggf. auch für eine eventuelle Steuerprüfung).

Es ist für die NAV Lagerbewertung irrelevant, ob zuerst der Warenausgang oder zuerst der Wareneingang gebucht wird. Sogar das Buchungsdatum ist hier mittlerweile nebensächlich, das war in älteren Versionen nicht immer so. Wenn man die Form "Artikelverfügbarkeit nach Periode" nutzen will, um sich die Bestandsentwicklung des Artikels tageweise anzuschauen, ist es aber trotzdem ratsam, den Verkauf vom Buchungsdatum her nicht vor den Einkauf zu legen, da hier sonst im Tages- oder größerem Periodensaldo negative Bestände auftauchen.

Wenn der Zugang aus betrieblichen Gründen erst nach dem Abgang gebucht werden kann, dann wird bei der Verbuchung des positiven Artikelpostens (Einkauf , Zugang) nach offenen, negativen Artikelposten gesucht. Wenn diese existieren, werden in diesem Moment Artikelausgleichsposten gebildet, die diese Artikel vom Wertezu- und -abfluss miteinander verknüpfen. Wenn anschließend der Report 795 Lagerreg. fakt. Einst. Preise ausgeführt wird, dann werden die Fakturawerte der Wareneingänge auf die Warenausgänge als Wareneinsatz übertragen.

Wenn andererseits die Zugänge vor den Abgängen gebucht werden, werden erst bei den Ausgangsbuchungen die Artikelausgleichsposten erzeugt. Die dann hergestellte Verknüpfung ist in Bezug auf den Wertezu- und -abfluss im Lager identisch mit der verdrehten Reihenfolge oben.

Geschickter ist es natürlich trotzdem, zuerst die Zugänge zu buchen. Das ist allerdings erst dann von Bedeutung, wenn bestandserhöhende Buchungen aufgrund von Verkaufsgutschriften oder Inventurdifferenzen entstehen. Diese holen sich den Einstandspreis von der Artikel- oder, wenn vorhanden, der Lagerhaltungsdatenkarte. Wenn keine aktuelle Einkaufsfaktura vorliegt, und/oder der Lagerbestand negativ ist, der fakturierte Lagerbestand aber nicht, kann dieser Wert ungenau sein (je nachdem wie stark die Einkaufspreise schwanken) und muss geprüft und vor der Verbuchung ggf. korrigiert werden. Diese Buchungen machen aber normalerweise nur einen sehr geringen Anteil der Warenbewegungen aus. Bei allen üblichen Zugangsbewegungen aus Einkäufen ist der Einstandspreis durch die Lieferantenrechnung vorgegeben und dadurch können diese Bewertungsprobleme nicht auftreten.

Grundvoraussetzung ist aber immer, dass der Report Lagerreg. fakt. Einst. Preise regelmäßig läuft. Das kann bei hohem Transaktionsvolumen schon einige Stunden dauern (vor allem dann, wenn es nicht täglich gemacht wird) und blockiert andere Buchungen im System. Man kann aber auch nachts einen Client über den Windows Taskplaner automatisch starten, der das automatisiert erledigt.