falsche Einstandspreise

28. Februar 2018 13:55

Hallo zusammen,

wir nutzen seit rund 3 Monaten NAV 2017, Version 10.0.17501.0 und haben ein Problem mit der Ermittlung der Einstandspreise & Lagerwerte.


Ich versuche unseren Einkaufsprozess kurz zu skizzieren:

1. Einkaufsbestellung wird erfasst. Unser Einkaufspreis beim Kreditor (Währung USD) wird dabei in der Spalte EK-Preis ohne MwSt. eingetragen. Anschließend wird die Einkaufsbestellung als PDF an den Kreditor gesendet.
2. Bei physischem Wareneingang wird der tatsächliche Einkaufspreis (inkl. umgeschlagener Nebenkosten für Lieferung, Zoll etc.) in € für diese Bestellung errechnet und in die Spalten Einstandspreis (MW) eingetragen.
3. Bestellung wird geliefert und fakturiert.

Zu Beginn hatten wir das Problem, dass je Position der Einkaufsbestellung / Rechnung je 2 Wertposten gebildet wurden, 1x direkte Kosten, 1x indirekte Kosten.
Die Summe aus direkten und indirekten Kosten ergab dann den Einstandspreis (MW) Zur Info: Alle Artikel sind und waren ohne direkte Kosten % eingerichtet.

Da die Aufsplittung zwischen direkten und indirekten Kosten nicht gewünscht und auch nicht korrekt war, hat unser NAV-Partner diese Errechnung im Standard nun scheinbar deaktiviert / auskommentiert.

Nun haben wir eine neue Einkaufsbestellung (gleicher Vorgang wie oben beschrieben) geliefert und fakturiert und bei einem Blick in die Wertposten festgestellt, dass nun der EK-Preis ohne MwSt. (In diesem Fall Fremdwährung = USD) nun
als Einstandspreis gebildet wird.


Ich hoffe, dass meine Ausführungen nachvollziehbar sind.

Nun ergeben sich 2 Fragen:

1 = Können wir die Einstandspreise in Eigenregie korrigieren? Über das Neubewertungsbuchblatt funktioniert es scheinbar nicht, da die Artikel mit Lagerbewertung JA angelegt sind.
2 = Wie können wir dies zukünftig verhindern? Da wir den Einkaufspreis (USD) letztlich nur benötigen, damit diese auf der Einkaufsbestellung an den Kreditor stehen, würde ich übergangsweise vor dem Buchen (liefern & fakturieren) den EK-Preis mit dem tatsächlichen Einstandspreis überschreiben. Ist zwar ein wenig umständlich, sollte aber zumindest dazu führen, dass die Wertposten korrekt gebildet werden?

Re: falsche Einstandspreise

28. Februar 2018 14:24

Welche Lagerabgangsmethode hat der Artikel? Indirekte Kosten sind eigentlich nur für Lagerabgangsmethode "Standard" gedacht, und diese wiederum vornehmlich für Produktionsartikel, nicht für Einkaufsartikel.
Über das Neubewertungsbuchblatt funktioniert es scheinbar nicht, da die Artikel mit Lagerbewertung JA angelegt sind.

Ein Feld "Lagerbewertung" gibt es nicht im Standard, nur "Ohne Lagerbewertung". Ist das gemeint? Ein Haken hier setzt den Einstandspreis auf Null. Alle anderen Artikel sind über ein Neubewertungsbuchblatt normalerweise immer neu bewertbar. Bei Lagerabgangsmethode "Standard" wiederum bringt das aber nichts, damit erzeugt man nur Varianzen, nur bei FIFO, Durchschnitt und LIFO ändert sich dann der Einstandspreis.

Re: falsche Einstandspreise

28. Februar 2018 14:46

Hallo Kowa,

alle Artikel haben die Lagerabgangsmethode Durchschnitt.

Sorry, ich hatte die Neubewertung mit einem Artikel versucht, der "ohne Lagerbewertung" angehakt hat.
Die tatsächlich betroffenen Einkaufsartikel kann ich im Neubewertungsbuchblatt auswählen. Alle Artikel haben wir Varianten. Gehe ich Recht in der Annahme, dass im Neubewertungsbuchblatt eine Zeile pro Variante gebildet werden muss?
Zuletzt geändert von McClane am 28. Februar 2018 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: falsche Einstandspreise

28. Februar 2018 16:12

Üblicherweise bucht man Nebenkosten für Lieferung, Zoll etc. mit Art Zu/Abschlag im Beleg mit genauen Zahlen, also keine Umschlagswerte, sondern konkrete anhand von Belegen, die entweder gleich mit der Lieferantenrechnung vorliegen, oder falls die etwas später kommen, mit einer separaten Rechnung mit Bezug auf die Lieferung verbucht werden.
Bei Durchschnitt haben indirekte Kosten also normalerweise gar nichts verloren. Das sind für das Ergebnis einer Kostenrechnung bei Produktionsartikeln gedacht.
Das muss aber nichts deaktivieren, das Feld "Indirekte Kosten %" am Artikel darf nur keinen Wert enthalten.
dass im Neubewertungsbuchblatt eine Zeile pro Variante gebildet werden muss

Ja, wenn man den Haken "Nach Variante" bei der Funktion "Lagerwert berechnen" in diesem Buchblatt setzt, passiert das aber automatisch.

Re: falsche Einstandspreise

28. Februar 2018 16:24

Es geht hier um das Thema Nachverfolgung. Wenn du nur den Einstandspreis änderst, dann verlierst du die Information, dass sich dieser zusammensetzt aus Einkaufspreis + Zuschlägen. Man möchte ja vielleicht irgendwann analysieren, wie hoch die Kosten für die Zuschläge im letzten Jahr waren.

Heißt verwendet die Artikel Zu-/Abschläge um das zu realisieren.

Kowa hat geschrieben:...Bei Lagerabgangsmethode "Standard" wiederum bringt das aber nichts, damit erzeugt man nur Varianzen, nur bei FIFO, Durchschnitt und LIFO ändert sich dann der Einstandspreis.

Könntest du das nochmal genauer erläutern?

Re: falsche Einstandspreise

2. März 2018 11:51

Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für eure Antworten.

Die Situation war / ist folgendermaßen:

ALLE Artikel waren mit der Lagerabgangsmethode Durchschnitt und mit indirekte Kosten in % = 0 eingerichtet.

-Bei Einkaufsbestellungen wird zuerst der EK-Preis ohne MwSt. in den Bestellzeilen erfasst. Die Kreditoren sind mit dem Währungscode USD eingerichtet.
-Die Bestellung wird an den Kreditor gesendet.
-Bei Wareneingang wird der tatsächliche Einstandspreis in € unter Berücksichtigung der kumulierten Nebenkosten in die Zelle Einstandspreis (MW) eingetragen.
-Beim Buchen der Bestellung werden pro Einkaufszeile 2 Posten gebildet (1x direkt, 1x indirekt) Die Summe aus diesen Kosten ergibt den Einstandspreis (MW)

Da die Verteilung zwischen direkten und indirekten Kosten für uns a.) nicht korrekt und b.) auch nicht nachvollziehbar war (Es handelte sich vermutlich um eine Differenz zwischen EK-Preis ohne MwSt. und Einstandspreis (MW) unter Berücksichtigung irgendeines USD-Wechselkurses) haben wir unseren NAV-Partner gebeten, die Bildung der 2 Posten abzustellen.

Seit dem wird beim Buchen der Einkaufsbestellungen zwar nur noch ein Posten (direkte Kosten) erzeugt, jedoch wird der Einstandspreis in den Wertposten nicht mit dem Einstandspreis (MW) aus den Bestellzeilen gebildet, sondern mit dem
EK-Preis ohne MwSt. (USD Dollar Einkaufspreis)

In den Wertposten ist dies ja problemlos nachvollziehbar. Bis zur Änderung wurden alle Wertposten korrekt gebildet, bei allen Einkaufsbuchungen nach der Änderung wird der Einstandspreis (MW) mit dem EK-Preis ohne MwSt. gefüllt.
Der letztlich korrekte Einstandspreis ist in den Wertposten nun nur noch im Feld "Lagerwert pro Einheit" zu finden.

Da die Reports zur Deckungsbeitragsrechnung & Lagerwertermittlung das Tabellenfeld Einstandspreis (MW) abfragen, führt dies a.) zu einem völlig falschen Lagerwert und b.) zu einer völlig falschen Rohertragsrechnung.

Re: falsche Einstandspreise

2. März 2018 13:55

powertube hat geschrieben:
-Bei Wareneingang wird der tatsächliche Einstandspreis in € unter Berücksichtigung der kumulierten Nebenkosten in die Zelle Einstandspreis (MW) eingetragen.

Dann kamen der Wertposten mit den indirekten Kosten daher. In der Einkaufszeile gibt es auch das Feld "Indirekte Kosten %", was per Vorgabe vom Artikel versorgt wird, aber auch genau dann einen Wert erhält, wenn man hier manuelle Eingaben macht und damit die Vorgabe des Artikels übersteuert.
Das ist aber bei einem normalen Bestellvorgang nicht nur unnötig, sondern auch falsch.

Einfach wie schon geschrieben, per Zu-/Abschlag die tatsächlich ausgewiesenen Nebenkosten (anschaffungsbezogen, keine Gemeinkosten) auf die Artikel der Bestellung verteilen, das macht NAV doch alles anteilig (Menge oder Wert) bis auf den Cent genau. Wieso wird das übliche Verfahren hier nicht angewandt?
Hat euch euer Partner einen Grund hierfür genannt? Wenn der Partner das Standardverhalten einfach abklemmt hat, ist das allerdings auch bedenklich.

Zum Thema Gemeinkosten siehe auch hier.

Re: falsche Einstandspreise

7. März 2018 14:53

Hallo zusammen,

noch einmal eine generelle Frage zur Einstandspreisermittlung in NAV 2017.
Sämtliche aktiven Artikel sind mit der Lagerabgangsmethode Durchschnitt eingerichtet. Laut unserem Systemhaus handelt es sich bei Durchschnitt um den sogenannten gleitenden Durchschnitt.

Bei der gleitenden Durchschnittsmethode wird nach jedem neuen Zugang ein neuer Durchschnittspreis errechnet. Sobald ein neuer Zugang eingeht, wird wieder ein neuer Durchschnittspreis errechnet. Der Unterschied zur gewogenen Durchschnittsmethode ist, dass hier die Abgänge im Laufe des Geschäftsjahres keinen einheitlichen Preis besitzen, sondern der Durchschnittepreis bei jedem Zugang neu berechnet wird.


Als Beispiel nehmen wir den Artikel powertube:

Einstandspreis 20€; Bestand = 1000 Gesamtlagerwert = 20.000 €

Abgang durch Verkauf = 100 Stück
= neuer Bestand = 900 Stück, Gesamtlagerwert = 18.000 €

Zugang durch Einkaufslieferung = 300 Stück zu einem Einstandspreis von 25€
= neuer Bestand = 1200 Stück = Gesamtlagerwert = 25.500 € , neuer Einstandspreis pro Einheit = 21,25 €

Durch Verkäufe reduziert sich der Gesamtlagerwert / Gesamteinstandspreis des Artikels, der Einstandspreis pro Einheit bleibt davon aber unberührt und wird nur durch Korrekturbuchungen und neue Einkaufsbestellungen zu einem abweichendem Einstandspreis geändert.

In der Praxis (NAV 2017) ändert sich der Einstandspreis hingegen jedoch auch durch Verkäufe, was ich betriebswirtschaftlich nicht so ganz nachvollziehen kann.

Re: falsche Einstandspreise

7. März 2018 15:15

In der Praxis (NAV 2017) ändert sich der Einstandspreis hingegen jedoch auch durch Verkäufe, was ich betriebswirtschaftlich nicht so ganz nachvollziehen kann.


Das ist auch O.K. so, das sich der Einstandspreis durch Verkäufe ändert.
Beispiel für FIFO:
Code:
Einkauf 1.2. 10 x 10€ = Einstandspreis 10,00 €
Einkauf 1.3. 10 x  5€ = Einstandspreis  7,50 €
Verkauf 4.3.  5 x     = Einstandspreis  6,67 € (nach Verkauf)
Verkauf 9.3.  5 x     = Einstandpreis   5,00 € (nach Verkauf)


Restbestand 10 x 5 € =50€

Gruß Fiddi

Re: falsche Einstandspreise

7. März 2018 15:24

fiddi hat geschrieben:
In der Praxis (NAV 2017) ändert sich der Einstandspreis hingegen jedoch auch durch Verkäufe, was ich betriebswirtschaftlich nicht so ganz nachvollziehen kann.


Das ist auch O.K. so, das sich der Einstandspreis durch Verkäufe ändert.

Gruß Fiddi



Hier fehlt folgende Info:

IIRC: Navision (NAV) und Axapta (AX) können im Standard NUR das Umsatzkostenverfahren.

Die meisten deutschen KMU arbeiten aber nach dem Gesamtkostenverfahren.

Leider kennen sich nur wenige Partner mit dem Wertefluss aus.

Soweit ich mich erinnern kann, hatte früher vor vielen Jahren Tectura ein AddOn für NAV, welches es erlaubte beides parallel abzubilden, sowohl Umsatzkostenverfahren als auch Gesamtkostenverfahren.

Re: falsche Einstandspreise

7. März 2018 15:31

Ok, bei FIFO kann ich das nachvollziehen, aber beim gleitenden Durchschnitt führt eine Veränderung der Restmenge doch nicht zu einer Veränderung des Einstandspreises je Einheit.

Die Frage ist halt jetzt, ob die Methode Durchschnitt in NAV nun nach dem gleitenden Durchschnitt bewertet, oder nicht.

Re: falsche Einstandspreise

7. März 2018 20:57

Bei Abgangsmethode Durchschnitt muss die Besonderheit beachtet werden, dass alle Buchungen am selben Tag sich gegenseitig beeinflussen,siehe hier.

Ob man gleitenden Durchschnitt oder Periodendurchschnitt erhält, hängt von der eingestellten Durchschnittskostenperiode
ab. -> Wertansätze zur Lagerbewertung
Wie sich ermittelte Werte z.B. bei Durchschnittskostenperiode "Tag" und "Monat" unterscheiden, siehe meine Erläuterung hier.
https://forum.mibuso.com/discussion/com ... ent_187377

Da ihr ja Varianten im Einsatz habt, muss, falls diese unterschiedliche Einkaufspreise haben, für eine korrekte Berechnung bei der Durchschnittsmethode "Einst.-Pr.(durchschn.)Ber.-Art" Artikel&Lagerort&Variante in der Lagereinrichtung eingestellt werden und für jede Variante eine Lagerhaltungsdatenkarte existieren.

"Einst.-Pr.(durchschn.)Ber.-Art" und "Durchschnittskostenperiode" sind dabei sowohl in der Lagereinrichtung als auch bei den Buchhaltungsperioden vorhanden, können sich ggf. also auch von Jahr zu Jahr ändern, falls die letztere Tabelle genutzt wird.

[Nachtrag] Artikel von Helene Holmin (MS) aus 2012: Simulation of Average Cost Calculation