Einheiten und Seriennummern

25. September 2009 16:52

Hallöle,

Ich hätte mal wieder ein Problemchen bei einem unserer Kunden und wäre sehr dankbar für eure Meinung:
Bei dem Kunden handelt es sich um ein metallverabeitendes Unternehmen, welches das Edelstahlblech in Form von Coils einkauft. Ein Coil ist sozusagen eine Blechrolle von der das benötigte Blech dann immer abgerollt werden kann. Der Hersteller druckt auf jedes Coil eine Seriennummer auf, sodaß man dem Lieferanden bei einer Reklamation wegen schlechter Qualität oder ähnlichem eine Seriennummer angegeben kann. So ein Coil ist produktionsbedingt nie gleich schwer. Eingekauft wird das ganze nicht zu letzt aus diesem Grund in Kilo und nicht Stückweise. Aus diesem Grund hat unser Kunde diese Blechartikel auch mit der Basiseinheit KG versehen und rechnet auch intern nur mit KG weiter, obwohl die Coils nur noch als ganzes behandelt werden. Dann werden eben 5 Tonnen auf einmal ausgebucht, aber das war bis jetzt auch ok so. Nun wollte ich aber die Seriennummernverfolgung aktivieren, und habe festgestellt dass eine Seriennummer immer nur für 1 Stück (Basiseinheit) vergeben werden kann.
Es ist also unmöglich für ein 5000 KG Coil eine Seriennummer zu vergeben. Man könnte hier höchstens das die Chargennummer verwenden, das wiederum würde aber meiner Meinung nach eher Verwirrung stiften, da der Hersteller auch eine (für unseren Kunden eigentlich unrelevante) Chargennummer vergibt, die ignoriert werden muss, die aufgedruckte Seriennummer hingeng muss dann in Nav als Chargennummer angegeben werden... Ich weiss nicht ob das so toll ist.
Eine andere Überlegung ging in die Richtung ob man die entspr. Artikel auf die Basiseinheit Coil umstellt. Wenn ich dazu dann aber diesen Thread lese, dann wird mir klar, dass das auch nicht so einfach ist, da ich ja keinen festen Umrechnungsfaktor habe:
http://www.msdynamics.de/viewtopic.php?f=36&t=5219&p=23635&hilit=Einheiten#p23635
Im Moment tendiere ich eher dazu für ein Coil eine Chargennummer zu vergeben, doch ich bin mir nicht sicher ob das nicht andere Probleme mit sich bringt...was würdet ihr hier bevorzugen, oder habt ihr vielleicht noch einen ganz anderen Ansatz?

Viele Grüße aus Würzburg

Christian

Re: Einheiten und Seriennummern

25. September 2009 18:05

Wenn die Basiseinheit nicht mehr KG wäre ist und die Coils verschieden groß sind, wird es praktisch unmöglich, bei den Coils noch eine Inventur zu manchen oder die Werte der Coils über Lagerwertberichte auszuweisen. Dazu muss das Blech ja zumindest theoretisch nachvollziehbar bewertet werden. Die Standardinventur ist auch darauf ausgelegt, pro Artikelnr./Lagerort/Variante/Kostenstelle... eine Differenz zu ermitteln. Das setzt voraus, dass die Basiseinheit eine feste und keine variable Größe hat.
Basiseinheit Coil würde z.B. dann gehen, wenn jeder Coil zukünftig ein Einzelstück mit eigener Nummer ist oder zumindest eine neue Variante (dann braucht man aber auch Lagerhaltungsdaten pro Variante wegen dem Einstandspreis). Für die Verwendung von Varianten sind viele Berichte aber auch nicht ausgelegt und müssen angepasst werden. Kann nicht die Seriennummer einfach bei der Anlage als Artikelnr. (ggf mit Zusatz, um die innerhalb von NAV eindeutig zu machen, wir gehen mal davon aus, dass sie beim Lieferanten eindeutig ist :-) ) genommen werden? Dazu sollte die bei der Bestellung natürlich möglichst schon bekannt sein, wenn das nicht geht, bestellt man mit einer Dummynummer und setzt erst dann die richtige bei der Bestellung ein, wenn der Artikel unter der eindeutigen Nummer angelegt wurde und der Wareneingang gebucht werden soll.

Re: Einheiten und Seriennummern

28. September 2009 09:12

Hey Kowa,

danke für deine Antwort. Ich bin mir nicht so sicher ob ich dich da jetzt richtig verstanden habe, du meinst man sollte immer neue Artikel anlegen? Ich denke die Einheit werde ich vorerst nicht umstellen. Dann hab ich schonmal die ganzen Probleme umgangen. Allerdings müsste ich dann doch die Chargennummer nehmen, weil mit Seriennummern kann man ja immer nur 1 Artikel in der Basiseinheit "taggen". Hat die Chargennummer sonst noch irgendwelche Nachteile gegenüber der Seriennummer? Ich weiss nur, das man da schon 4000 KG zubuchen kann und diese 4000 KG der Charge X zuordnen kann. Eine Seriennummer könnte man immer nur für ein einziges KG vergeben. Ich hoffe nur dass ich das dann beim Kunden plausiebel rüberbringe, dass die Seriennummer des Lieferanden in NAV in die Chargennummer muss :wink:

Gruß Christian

Re: Einheiten und Seriennummern

28. September 2009 22:59

Wenn der gesamte Verarbeitungsprozess betrachtet wird, ist das, was als eine Charge angesehen wird, durchaus verschieden. Dafür gibt es bei SAP z.B. Chargenebenen. Aus Sicht des Stahlkochers ist eine Chargennummer vermutlich der Stahl , der aus einem Schmelzvorgang aus einer bestimmen Rohstofflieferung entstanden ist, also praktisch eine Rohstoffchargennummer. Beim Coil ist die Seriennummer des Lieferanten dann die Materialcharge beim Kunden. So detailliert wird es im NAV-Standard nicht abgebildet, aber wenn die Rohstoffcharge hier ohnehin nicht beachtet wird, ist das ja eher eine hilfreiche Vereinfachung für deinen Kunden. :wink:

Jedes Coil als neuen Artikel anlegen wäre erforderlich, wenn Coils pro Stück einzeln sauber verwaltet sollen. Da die Stahlpreise wegen der ständig ändernden Legierungs- und Teuerungszuschläge stark schwanken, wäre das auch eine saubere Lösung für den Lagerwert. Wenn die Coils unter einer Artikelnummer laufen, ist die Chargennummer auch für die Lagerbewertung relevant, weil diese beim Ermitteln des abzubuchenden Artikelpostens beim Verkauf berücksichtigt wird. Das gilt aber auch für die Seriennummer, nur dann eben mit der Beschränkung auf die Menge 1.

Ansonsten wäre ein Upgrade auf Version 5 oder NAV 2009 zu empfehlen , da erst hier die Artikelablaufverfolgung (Chargenrückverfolgung) zu Verfügung steht, die aufgrund gesetzlicher Anforderungen in der Lebensmittelwirtschaft dazugekommen ist, aber natürlich auch für andere Betriebe sinnvoll und hilfreich ist.

Re: Einheiten und Seriennummern

29. September 2009 09:30

Ok, super dann werde ich das über die Chargennummer versuchen. Das mit den Artikeln ist halt so ne Sache weil man die dann ja auch irgendwann wieder mal loswerden müsste. Das geht dann wieder nicht wenn Buchungen im laufenden Geschäftsjahr drauf sind usw. Die Charge des Herstellers sollte ja eh nicht interessant sein, da der Hersteller bei einer Reklamation ja in der Lage sein müsste seine eigene Seriennummer seiner eigenen Charge zuzuordnen. Der Lagerwert sollte da ja auch passen, da das System die Entnahme ja dann nicht direkt nach FIFO bucht, sondern wenn eine Charge angegeben wird eben genau diese abgebucht wird. Der Lagerwert ist natürlich sehr wichtig bei Stahl, da das den größten Wert im Lager darstellt, aber das sollte doch klappen oder?

Re: Einheiten und Seriennummern

29. September 2009 09:50

christiand hat geschrieben:Der Lagerwert ist natürlich sehr wichtig bei Stahl, da das den größten Wert im Lager darstellt, aber das sollte doch klappen oder?

Bei FIFO sollte es auch mit Version 3 klappen, bei Durchschnitt würde ich auch sofortiges upgraden anraten. Wichtig ist, die Einstandspreis-Rückverfolgung zu aktivieren, damit die Rücknahmen konkret ausgewählt werden müssen. Wenn das dann auch noch die richtigen sind, ist man im sicheren Fahrwasser. :wink:

Re: Einheiten und Seriennummern

29. September 2009 17:03

Kowa hat geschrieben:Wichtig ist, die Einstandspreis-Rückverfolgung zu aktivieren, damit die Rücknahmen konkret ausgewählt werden müssen.

Ja, muss man das wenn man Chargenverfolgung einsetzt? Ich dachte dann ist über die Charge schon vorgegeben, welcher Posten auszugleichen ist. Ich glaube, wenn man vom gebuchten Lieferschein kopiert, dann füllt Nav die Zuordnung von selbst. Dann würde ich dem Kunden das so zeigen... dann entsteht da kein zusätzlicher Aufwand. Danke aber für den Tip, ich werd mich beim nächsten MS-Dynamics Treffen bestimmt revangieren :-)

Re: Einheiten und Seriennummern

30. September 2009 23:51

"Ausgleich mit Artikelposten" und "Ausgeglichen von Artikelposten" darf man nicht verwechseln.

Normaler Verkauf

Ohne Charge : alle positiven Artikelposten stehen für den Ausgleich zu Verfügung, bei FIFO wird der älteste gewählt.
Mit Charge : nur die positiven Artikelposten, wo der Chargencode mit dem Verkaufschargencode übereinstimmt, werden berücksichtigt, innerhalb dieser dann wieder der älteste. Der Wareneinsatz des Verkaufs wird also aus den Artikeln der Charge ermittelt.
Mit "Ausgleich von Artikelposten" wird ein Posten aus der Charge konkret ausgewählt (die ja auch aus mehreren Wareneingängen mit unterschiedlichen Einstandspreisen bestehen kann).

Einstandspreis-Rückverfolgung bedeutet aber: "Ausgeglichen von Artikelposten" muss gefüllt werden (im Artikelbuchblatt als "Ausgegl. von Posten" bezeichnet). Das hat noch weitere Auswirkungen. Normalerweise ist ein bestandserhöhender Artikelposten der Startpunkt für den Wertefluss im Lager und muss deshalb gleich den richtigen Einstandspreis bekommen. Durch "Ausgeglichen von Artikelposten" wird aber ein zusätzlicher Bezug (Rücknahmebeziehung) zu einem Artikelposten hergestellt, der wiederum bereits eine Ausgleichsbeziehung (Abverkaufsbeziehung) zu einem anderen positiven Artikelposten im Lager hat. Das ist der, von dem der sich beim Verkauf abgebucht hat. Es wird dann, wenn bereits bekannt, der Einstandpreis des negativen Postens für die Rücknahme verwendet, aber durch die Abverkaufsbeziehung zu dem anderen positiven Posten werden auch Wertänderungen an diesem Posten über den Verkauf an die Rücknahme durchgeschleift. Wenn z.B. der andere positive Posten noch nicht fakturiert wurde, ist der tatsächliche Einstandspreis(= Wareneinsatz) für den negativen Posten noch gar nicht bekannt. Außerdem können sich durch nachträgliche Zu-/Abschläge Wertänderungen beim positiven Artikelposten mit der Abverkaufsbeziehung ergeben. Dadurch, dass man mit der Auswahl des negativen Postens eine Rücknahmebeziehung bildet, ist sichergestellt, dass nach der Faktura der tatsächliche Einstandspreis auch für die Reklamation verwendet wird.

Ein Beispiel für einen neuen Artikel :
Einstandspreis unklar, daher noch null. Wareneingang geliefert, Eingangsrechnung fehlt. Kunde "droht mit Kauf", Auftrag über 100 Stk. wird geliefert. Kunde reklamiert 20 davon. Reklamation wird ohne "Ausgeglichen von Artikelposten" gebucht, Einstandspreis ist immer noch null weil die Eingangsrechnung noch fehlt. Die kommt dann nach 2 Wochen (oder noch später :wink: ), Einkauf wird fakturiert, die 100 Stück aus dem Auftrag bekommen den Wareneinsatz.

Aber: Der Einstandspreis für die Reklamation bleibt Null, weil dieser positive Posten ohne Rücknahmebeziehung ist. Genau das verhindert das Versorgen von "Ausgeglichen von Artikelposten". Dann wird auch die Reklamation mit dem Wareneinsatz des Auftrags bewertet und dieser Wert würde dann auch bei der Einkaufsgutschrift verwendet, die die 20 reklamierten Stück zum Lieferanten zurückbucht, oder für einen erneuten Verkauf.

Das erledigt alles die Lagerregulierung über mehrere Ebenen ohne weiteres Zutun, aber nur wenn am Anfang nicht vergessen wurde, "Ausgeglichen von Artikelposten" zu versorgen. Wenn das versäumt wird, muss man später nachträglich kontrollieren und die Rücknahme mit Nullwert händisch neu bewerten. Das macht wesentlich mehr Arbeit als es gleich richtig zu machen.

Obiges gilt auch für die aktuellen Versionen, nicht nur für Version 3. Da hilft also kein Upgrade :-).

Re: Einheiten und Seriennummern

2. Oktober 2009 15:21

Hi Kowa,

Vielen Dank erstmal für deine Mühen... und ich dachte ich weiß schon das gröbste in dem Bereich :oops:
Der richtige Posten würde in meinem Fall wohl schon immer über die Charge gewählt, da es ja in meinem Fall immer nur einen Posten gibt der einer Charge angehört. Aber ich komm dann ja trotzdem nicht umhin, das Feld zu füllen. Deiner Beschreibung nach leuchtet mir das aber auch ein, somit bildet man dann ein 3er Gespann aus Posten das dann komplett zusammenhängend reguliert wird. Aber wie schon gesagt, das wird ja automatisch gefüllt, wenn man die Reklamation aus einem gebuchten Lieferschein mittels "Beleg kopieren" holt und das Einstandspreisrückverfolgungs Feld angehakt ist. Dann werde ich das bei dem Kunden so schulen, dann wird das auch richtig gemacht... Hoffe ich zumindest :lol:

Ich wünsche Dir ein schönens Wochenende,

Gruß Christian